In einem seiner Briefe schrieb Joseph Haydn bescheiden: Vielleicht wird meine Musik zu einer Quelle, in der ein Mensch, der unter der Last seiner Sorgen steht, Seelenfrieden und Ruhe findet, wenn auch nur für einen Augenblick. Offensichtlich ist sie jedoch zu etwas viel Größerem geworden. Bei der öffentlichen Premiere von Haydns Schöpfung im März 1799 wollten so viele Menschen Haydns neues Oratorium im Wiener Burgtheater hören, dass es buchstäblich einen Kampf um jeden Platz gab.
Obwohl während des Konzerts absolute Stille im Publikum herrschte, wurde der Saal, als die letzte Note erklang, sofort mit warmem Applaus erfüllt. Und Haydn selbst, der damals schon älter war, wurde wiederholt von der jubelnden Menge auf die Bühne gerufen. Die Karten für die folgenden Konzerte, bei denen Die Schöpfung auf dem Programm stand, waren in Windeseile ausverkauft und brachen alle Verkaufsrekorde. Das Werk wurde durch den Aufenthalt des Komponisten in London inspiriert, wo er auf Händels monumentale Kompositionen stieß. Diese haben Haydn sehr beeindruckt. Er wollte ein Oratorium von vergleichbarer Größe schaffen, das für einen kraftvollen Chor, ein Orchester und Solisten geschrieben wurde. Als sehr religiöser Mensch griff er auf die Geschichte der Weltschöpfung aus dem biblischen Buch Genesis zurück. So beginnt das Oratorium mit einer äußerst ergreifenden musikalischen Illustration des Chaos, während die folgenden Sätze das Publikum durch die aufeinanderfolgenden Akte der göttlichen Schöpfung bis zum Erscheinen der ersten Menschen, Adam und Eva, führen. Für Haydn war Die Schöpfung eine Art Glaubensbekenntnis und eine Zusammenfassung seiner kompositorischen Leistungen.
Ein Fragment aus Haydns „Die Schöpfung“, aufgeführt von Elsa Dreisig (Sopran), Mark Padmore (Tenor), Florian Boesch (Bariton), dem Rundfunkchor Berlin und den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Simon Rattle: